Bis 2021 hiess die heutige Bus Oberthurgau noch Autokurse Oberthurgau AG, kurz AOT. Diese wurde in die Bus Oberthurgau AG und in die Oberthurgau Immobilien AG aufgesplittet. Letztere fungiert seither als Eigentümerin der Busgarage an der Kreuzlingerstrasse sowie auch dem direkt angebauten Gebäudeteil, in welchem das Strassenverkehrsamt eingemietet ist. Mit 15 Fahrzeugen nimmt die Bus Ostschweiz den von Kanton und Bund gestellten Auftrag wahr, den Regionalbusbetrieb im Oberthurgau zu gewährleisten.
Kurze Wege für den Strom
Die Kantone St. Gallen und Thurgau verlangten von den ÖV-Betreibern 2022 sogenannte E-Bus-Road-Maps. Diese zeigen auf, bis wann eine Flotte oder ein Depot elektrifiziert werden kann. Auch die Bus Ostschweiz-Gruppe, welcher auch die Bus Oberthurgau angehört, erstellte eine solche Map. Dabei stellte sich heraus, dass der Standort Amriswil als besonders geeignet heraussticht. Dies, weil sich direkt neben dem Depot an der Kreuzlingerstrasse die Trafostation der Regio Energie Amriswil (REA) befindet und so nur kurze Wege für die Installation der Ladeinfrastruktur notwendig sind.
Fahren am Tag, laden bei Nacht
Ab Dezember 2025, pünktlich zum Fahrplanwechsel, werden fünf Fahrzeuge der Bus Oberthurgau rein elektrisch betrieben. Diese Umstellung ist jedoch mit einigen notwendigen Vorkehrungen verbunden. Neben der Bestellung der Fahrzeuge müssen am Garagengebäude Ladeinstallationen angebracht werden, so dass die Busse jeweils über Nacht vor Ort geladen werden können. Dafür investiert das Unternehmen rund 2 Millionen Franken in die Infrastruktur. Im Konzept des Kantons ist vorgesehen, dass die Bus Oberthurgau künftig mit sogenannten Depotladern unterwegs sein wird. Die Busse werden also über Nacht geladen, fahren am Morgen mit voller Batterie aus und kommen abends mit geringem Akkustand wieder zurück ins Depot. Auch in Frauenfeld sind seit Anfang 2025 zwei Elektrobusse mit diesem System unterwegs, das bislang keine Probleme zeigt.
200 bis 250 Kilometer sind gut machbar
In der hiesigen Region sind noch nicht alle Wagenläufe für den Einsatz von Elektrobussen geeignet. Schlicht, weil sie zu lang sind und zu viel Leistung erfordern. Deshalb konzentriert sich die Bus Oberthurgau vorerst auf jene Strecken, die gut mit einem Elektrobus bedient werden können und mit 200 bis maximal 250 Kilometern keine enorme Tagesleistung erbringen müssen. Die längeren Fahrzeugumläufe, die ein Tageslimit von 300 Kilometern und mehr erreichen, werden vorerst noch nicht umgestellt.
PV-Anlagen versorgen Depot mit Strom
Um das Depot entsprechend umzurüsten, sind aktuell einige Bauarbeiten notwendig. Die technische Infrastruktur muss bereitgestellt werden, so dass die Transformatoren eingebaut werden können. Zusätzlich wird eine Überdachung erstellt, so dass künftig alle Busse in oder vor der Garage unter Dach abgestellt und aufgeladen werden können. Oberhalb der Abstellplätze wird die gesamte technische Infrastruktur eingerichtet und neue Büro- und Sozialräume für die Mitarbeitenden werden erstellt. Zwar gibt es bereits bestehende PV-Anlagen auf dem Dach des Gebäudes und auch auf der neuen Überdachung vor der Garage wird eine PV-Anlage installiert, der dadurch produzierte Strom reicht allerdings nicht aus, um die Busse aufzuladen. Daher wird er für die Versorgung des Depots genutzt. Dies auch, weil die Anlage nachts, wenn die Busse aufgeladen werden, keinen Strom produzieren kann.
20 cm höher und eine Tonne schwerer
Die Lieferfrist für neue Elektrobusse beträgt je nach Hersteller und Kundenwunsch 12 bis 18 Monate. Jene fünf Busse für Amriswil sollten aber pünktlich vor der Einführung im Dezember hier sein. Für die Kundinnen und Kunden sowie für alle Interessierten werden die neuen Fahrzeuge öffentlich präsentiert. Die Fahrgäste werden später nichts von der Umstellung merken – abgesehen davon, dass es in den Fahrzeugen deutlich ruhiger ist als in den dieselbetriebenen. Auch für die Chauffeure wird es nur eine minime Umstellung sein. In einer halbtägigen Schulung und Probefahrten werden alle Mitarbeitenden instruiert. Rein optisch unterscheiden sich die neuen Fahrzeuge kaum von den bisherigen. Sie sind aufgrund der Akkupakete auf dem Dach rund 20 Zentimeter höher und etwa eine Tonne schwerer als die Dieselbusse. Mitgeführt werden pro Fahrzeug fünf Akkupakete à je 96 kWh Kapazität.
Günstiger in Unterhalt und Antrieb
Für die dieselbetriebenen Busse braucht die Bus Oberthurgau rund 400'000 Liter Diesel im Jahr. Getankt wird zu den normalen Konditionen. Aktuell kann die Zollrückerstattung für den Treibstoff noch eingefordert werden, diese wird aber bald abgeschafft. So sind die Elektrobusse im Unterhalt und Antrieb deutlich günstiger als die Dieselvariante, dafür kosten sie in der Anschaffung rund doppelt so viel. Trotzdem rechnet die Bus Oberthurgau damit, dass der gefahrene Kilometer mit einem E-Bus etwas günstiger ausfallen wird als mit einem Dieselfahrzeug. Abgeschrieben ist ein Bus in etwa 12 bis 14 Jahren, mit rund einer Million gefahrenen Kilometern. Die Dieselfahrzeuge der Bus Oberthurgau werden von der Marke MAN in Deutschland produziert und gehen nach ihrer Zeit in Amriswil in den Export. Die neuen Elektro-Busse kommen aus Polen und werden von der Firma Solaris hergestellt. Vorgesehen ist, dass bis 2028/2029 die gesamte Amriswiler Flotte elektrisch fährt. Somit werden von der Bus Oberthurgau keine neuen Dieselbusse mehr angeschafft, sondern ausgemusterte laufend durch E-Busse ersetzt.