Trotz des wunderbaren Frühlingswetters am vergangenen Samstag fanden viele frischgebackene Eltern den Weg zum ersten Baby-Empfang ins Kulturforum. Eingeladen waren alle Eltern, welche im Jahr 2024 ein Baby begrüssen durften. Fortan soll der Anlass jährlich durchgeführt und die jeweiligen Eltern persönlich eingeladen werden. Stadträtin Nicole Egli-Soller begrüsste die zahlreichen Erwachsenen und insbesondere die vielen Babys und ihre älteren Geschwister. Auch sie ist Mutter von zwei Kindern und weiss, wie aufregend, anstrengend sowie herausfordernd die ersten Monate mit einem Neugeborenen sein können. So erinnert sie sich noch gut an ihre ersten Tage mit ihren Kindern. Viele Fragen, schlaflose Nächte, vor allem aber eine unbeschreibliche Freude und Dankbarkeit für das kleine Geschöpf. Am Samstag wurden nicht nur die jüngsten Amriswilerinnen und Amriswiler begrüsst und gefeiert, sondern es wurde an zahlreichen Marktständen auch aufgezeigt, was die Stadt Amriswil und verschiedene Institutionen in Sachen Frühe Förderung und Familienunterstützung anbieten. Amriswil ist ein Ort, der alle Familien willkommen heisst und wo gemeinsam stetig daran gearbeitet wird, dass die Kinder glücklich und zufrieden aufwachsen können. Durch ein vielseitiges Angebot unterstützen viele Institutionen und Vereine sowie die Fachstelle Gesellschaft der Stadt Amriswil alle Familien in allen möglichen Fragen und Anliegen. Im regen Austausch mit Fachpersonen entsteht zudem eine Vernetzung mit anderen, welche vielleicht die ähnlichen Fragen oder Schwierigkeiten, Ängste, Unsicherheiten oder auch Tipps haben.
Wie ein Kind das Sprechen lernt
Anwesend waren unter anderem Vertreterinnen und Vertreter der Bibliothek und Ludothek, des Kinderhaus Floh, der Heilsarmee, des Elternprogramms, der Kita Gigelitopf oder des Spielgruppenzentrums. Zudem war die Volksschulgemeinde sowie der Logopädische Dienst der VSG vertreten. Drei Mitarbeiterinnen von Letzterem hielten zudem Kurzreferate über die sprachliche Entwicklung von Babys. Karin Bäbler startete die Vortragsreihe zum Thema Sprachentwicklung. In den ersten Wochen hört man von einem Baby vor allem das Weinen und Schreien. Erst etwas später kommen weitere Laute hinzu. In dieser Zeit, erklärt Bäbler, sei es besonders wichtig, das Kind während der direkten Kommunikation auch anzuschauen. «Dadurch wird das Kind ermuntert, die ihm zu dieser Zeit möglichen Laute von sich zu geben», führt sie weiter aus. Ausserdem sei es förderlich, dem Kind während dem Anziehen, Wickeln oder Kuscheln etwas vorzusingen oder ihm einen Vers vorzusagen. «Denn in dieser Zeit bekommen die Kinder schon sehr viel von unserer Sprache mit. Vor allem in Sachen Rhythmus», so Bäbler. Etwa ab dem ersten Geburtstag wird der Blickkontakt essentiell. Blickt das Kind etwa zu einem Ball, wieder zur Mutter und dann wieder zum Ball, weckt es Interesse und fordert dazu auf, den Gegenstand zu benennen. Dies kann auch als Anfang der Kommunikation verstanden werden. Kurz darauf folgen die ersten Wortversuche. Wichtig zu dieser Zeit ist es, dem Kind die Worte korrekt vorzusagen. Mit etwa zwei Jahren kann ein Kind dann bereits zwei-Wort-Sätze bilden. Beim Spielen oder Bilderbuch-Anschauen hilft es, wenn viel mit dem Kind gesprochen wird, man einfache Fragen stellt und die Worte langsam, deutlich und oft wiederholt. Zwischen dem zweiten und dem dritten Lebensjahr beginnen die Kinder dann, viele Fragen zu stellen – sehr viele. Hier empfiehlt Bäbler, die teilweise bis zu mehreren hundert Fragen pro Tag zu beantworten, Geduld zu haben und auf das Kind einzugehen. «Und», ergänzt sie, «keine Angst, diese Phase wird vorbeigehen.» In dieser Zeit lernen die Kinder bis zu acht neue Wörter pro Tag und können dadurch auch bald längere Sätze bilden.
Zweisprachigkeit als Geschenk
Während eines zweiten Kurzreferats erläuterte Nadja Todorovic die Situation von Kindern, die mehrsprachig aufwachsen. Zwar kann dies herausfordernd sein, Studien zeigen aber, dass viele dieser Kinder eine bessere Konzentrationsfähigkeit aufweisen, da sie schon früh lernen, gezielter zwischen den Sprachen zu wechseln. Zudem fällt es Kindern, die zweisprachig aufgewachsen sind, später meist leichter, weitere Fremdsprachen zu erlernen. Zwar wird das Kind zu Beginn in jeder der gesprochenen Sprache einen etwas kleineren Wortschatz haben, als Kinder, die einsprachig aufwachsen, dies entwickelt sich aber im Verlauf des Spracherwerbs, so dass später in beiden Sprachen ein gängiger Wortschatz möglich ist. Normal ist zudem, dass die Sprachen zu Beginn gemischt werden. Auch dies entwickelt sich, und das Kind wird lernen, die Sprachen gänzlich zu trennen. Den Abschluss der drei Kurzreferate machte Monica Keller zum Thema «Digitale Medien». So können die vielen Farben, Geräusche und schnellen bewegten Bilder das Hirn eines kleinen Kindes überfordern. Zudem macht der Konsum schnell süchtig, so dass das Interesse an Bilderbüchern zum Beispiel rasch schwinden kann. Kinder, die früh und oft mit Digitalen Medien unterhalten werden, entwickeln nicht selten Sprachentwicklungsstörungen oder sind kognitiv eingeschränkter. Gänzlich verzichten müssen Eltern laut Keller aber nicht zwingend auf Digitale Medien. Wichtig sei, dass der Konsum eingegrenzt wird und wertvolle Inhalte konsumiert werden. Das Verhalten der Eltern wird zudem schon früh als Vorbild genommen.