Beat Gsell ist Inhaber der Gsell Motorgeräte AG und erkennt in seiner Branche einen klaren Trend in Richtung Elektrifizierung. Allerdings seien zum Beispiel elektrisch betriebene Motoren nicht für jedes Gerät sinnvoll, nachhaltig oder wirtschaftlich.
Herr Gsell, wie nachhaltig sind Motorgeräte?
Die Nachhaltigkeit von Maschinen und Geräten hat viel mit der Qualität des Produktes und dessen Unterhalt zu tun. Dies widerspiegelt sich oftmals im Preis, ist aus Sicht der Produktlebenskosten in den meisten Fällen jedoch wirtschaftlicher und nachhaltiger. Wir achten sehr darauf, dass wir Geräte anbieten, die unsere Kundschaft über einen längeren Zeitraum nutzen kann. Immer öfters stellen wir fest, dass günstige oder gar billige Produkte in die Kategorie «Einwegprodukt» gehören, bei denen weder Ersatzteile verfügbar sind noch Reparaturen getätigt werden können. Wir setzen daher auf namhafte und nachhaltige Produzenten.
Werden diese auch vermehrt mit Elektroantrieb angeboten?
Das ist ein ganz klarer Trend. Es werden laufend neue Produkte auf den Markt gebracht. Auch von der Kundschaft wird bei fast jedem Verkaufsgespräch nach Akku- oder Elektroantrieb gefragt.
Wie unterscheiden sich diese in der Leistung?
Heute haben wir Akkugeräte, welche mit benzin- oder dieselbetriebenen Geräten mithalten können. Dies vom Rasentrimmer bis hin zum Rasentraktor. Ausschlaggebend für einen Kaufentscheid ist die Einsatzzeit der Maschine. Diese variiert je nach Akku und Gerät. In Einsatzgebieten mit starken Vibrationen, extrem hohen oder tiefen Temperaturen sind auf dem Markt die Entwicklungsfortschritte bei akkubetriebenen Produkten noch nicht auf dem gewünschten Leistungsniveau. Eine Anwendung mit akkubetriebenen Produkten macht in solchen Umgebungen im Moment noch wenig Sinn.
Werden die elektrisch betriebenen Geräte die Motorgeräte irgendwann ablösen?
Eine komplette Ablösung wird in nächster Zeit aus meiner Sicht nicht stattfinden. Vor allem bei Anwendern, welche über einen längeren Zeitraum autonom arbeiten müssen. In diesen Bereichen hat das Verbrenner-Produkt immer noch die Nase vorn, auch wenn es nicht unmöglich ist, mit Akkugeräten über einen längeren Zeitraum zu arbeiten. Sobald genügend Akkus zur Verfügung stehen, kann ein Arbeitstag ohne Problem abgedeckt werden. Die Kosten einer Erstanschaffung sind jedoch um einiges höher.
Welchen Teil machen die Reparaturen aus?
Die Lebensdauer von Motorgeräten wird vor allem durch regelmässige Wartung erhöht. Dadurch können ausserordentliche Reparaturarbeiten während der Saison verhindert werden. Unsere Mitarbeiter sind ausgebildete Mechaniker, welche zum grössten Teil mit Service- und Wartungsarbeiten beschäftigt sind. Wir möchten, wann immer möglich und sinnvoll, dem Kunden die Möglichkeit geben, sein Gerät bei uns warten oder reparieren zu lassen. In unserem Betrieb machen die Werkstattarbeiten ca. 2/3, der Verkauf und Administration ca. 1/3 aus.
Verkaufen Sie auch Occasions-Geräte?
Bei Geräten wie Rasentrimmern oder Motorsägen lohnt es sich in den seltensten Fällen, ein Occasionsgerät herzurichten. Rasenmäher, Rasentraktoren oder grössere Hochdruckreiniger richten wir, wann immer möglich, als Occasionsgerät her. Hier steht der Aufwand, das Gerät für eine weitere Nutzungsdauer fit zu machen, in einem guten Verhältnis zu den marktüblichen Occasions-Preisen.
Welche Geräte verkaufen Sie am häufigsten?
Die Produktpalette von Motorgeräten ist sehr breit. In den vergangenen Jahren hat sich kein spezifisches Gerät als Verkaufsschlager herauskristallisiert. Unsere Kunden haben individuelle Bedürfnisse auf die wir entsprechend eingehen. Diese Individualität zeigt sich in der gesamten Breite der verkauften Produkte. Eine starke Steigerung sehen wir in den Unterhalts- und Servicearbeiten. Unsere Kunden setzen auf Nachhaltigkeit und Lebensdauer, welches diesen Anstieg widerspiegelt. Im Bereich Service- und Unterhalt haben wir im vergangenen Jahr in der Produktgruppe Rasenmäher wiederum den grössten Umsatzanstieg verzeichnet. Dies zeigt mir, dass der Privatkunde vermehrt auf Nachhaltigkeit setzt.
Wie haben sich Motorgeräte im Verlauf der Jahre in Sachen Nachhaltigkeit entwickelt?
Die Tendenz über einen Grossteil der Hersteller ist es, günstigere Geräte anbieten zu können. Dies widerspiegelt sich auch in der Qualität der Geräte. Bei unseren Lieferanten ist es so, dass wir über einen langen Zeitraum Ersatzteile und Support erhalten, was der Nachhaltigkeit hilft. Die Motorenhersteller in unseren Leistungsklassen halten sich grösstenteils an die Abgasstufe 5. Beim Einkauf unserer Produkte achten wir immer auf die Qualität und somit die Nachhaltigkeit der Produkte.
Sind Benzinverbrauch, Abgas, etc. Themen bei Kundengesprächen?
Der Benzinverbrauch ist in den wenigsten Kundengesprächen ein Thema. Vielmehr weisen wir auf den Gebrauch von Alkylatbenzin hin. Alkylatbenzin ist die umweltfreundlichste Variante, einen Benzinmotor zu betreiben. Alkylat wird synthetisch hergestellt, und zwar aus reinen Gasen, die bei der Rohölraffinierung freigesetzt werden. Das Ergebnis ist ein sehr reines Benzin, das aus etwa zehn der am wenigsten gefährlichen Substanzen besteht und daher praktisch keine festen gefährlichen Bestandteile wie Benzol, aromatische Kohlenwasserstoffe, Schwefel und Olefine aufweist. Leider ist der Begriff «Alkylatbenzin» nicht geschützt. Daher gibt es Hersteller, welche ihre Produkte mit Alkylat anschreiben, aber die Reinheit bei Weitem nicht einhalten. In meinen vier Jahren als Berufsschullehrer der Landmaschinen-, Baumaschinen-, und Motorgerätemechaniker war die Nachhaltigkeit, Treibstoffverbrauch, Leistungsoptimierung und Abgasnachbehandlung von Verbrennungsmotoren immer wieder Thema. Es ist mir wichtig, mein Wissen und meine Erfahrungen in diesem Bereich weiterzugeben.
Sensibilisieren Sie auch Ihre Mitarbeiter bezüglich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz?
Betriebsintern ja. Wir schauen darauf jeweils nur so viel Ressourcen wie nötig zu brauchen. Wir optimieren unseren Wasserverbrauch beim Reinigen der Maschinen, trennen unseren Abfall, löschen wo immer möglich das Licht und planen im Moment auf unserem Dach eine PV-Anlage zu montieren.